Drei Opern und ein hochkarätig besetztes Symposion: Die Oper in Dortmund lässt sich zum fünften Mal auf den Wagner-Kosmos ein und bietet ein Großereignis für Musikfreunde, die über das bloße kulinarische Genießen den künstlerischen, historischen und philosophischen Diskurs schätzen. Hinter der Überschrift „Mythos und Wahrheit“ verbergen sich zwei Schwerpunkte: Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ und der Blick auf komponierende Frauen in Vergangenheit und Gegenwart.
Eröffnet wird der „Wagner-Kosmos“ am 9. Mai mit einer Premiere: Peter Konwitschny erweitert seinen „Ring“-Zyklus um den Vorabend „Das Rheingold“. Am Pult steht GMD Gabriel Feltz; in den Hauptrollen singen u.a. Tommi Hakala als Wotan, Joachim Goltz als sein Gegenspieler Alberich, Ruth Katharina Peeck als Hüterin der Ehe Fricka und Matthias Wohlbrecht als Loge. Der „Ring“-Zyklus wird 2025 mit der Premiere der „Götterdämmerung“ abgeschlossen, die Konwitschny bereits im Jahr 2000 in Stuttgart inszeniert hat.
Wagner war der Schöpfer eines geistig-musikalischen Kosmos von kaum überschätzbarer Wirkung. Sein Einfluss zeigt sich im „Wagnerisme“: Viele Komponisten versuchten, Wagners musikalische Sprache weiterzuentwickeln. So auch Augusta Holmès in ihrem lyrischen Drama „La Montagne Noire“ („Der schwarze Berg“) aus dem Jahr 1895 – eines der wenigen Werke einer Frau, die an der Pariser Oper uraufgeführt wurden. In der Oper Dortmund ist die Inszenierung Emily Hehls am 10. Mai noch einmal zu sehen.
Als dritte Produktion schließt György Kurtágs „Fin de partie“ am 11. Mai den Opernzyklus ab. Der mittlerweile 98 Jahre alte ungarische Komponist schrieb seine erste Oper mit einem eigenen Libretto nach Samuel Becketts „Endspiel“ zwischen 2010 und 2017. In Dortmund singt der Bass Frode Olsen, der die Hauptpartie des blinden und gelähmten Hamm auch in der Mailänder Uraufführung 2018 verkörperte und der vor 40 Jahren seine internationale Karriere im Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf begonnen hat.
Ein Symposium mit namhaften Komponistinnen, Kritikern und Wissenschaftlern begleitet die Aufführungen. Dabei geht es u.a. um Wagners Selbsterlösungsreligion in einer Welt ohne Gott (Sven Friedrich), ein Podiumsgespräch mit zeitgenössischen Komponistinnen und die aktuelle „Ring“-Rezeption auf der Bühne.
Wagner-Kosmos V: Mythos und Wahrheit | 9. - 12.5. | Opernhaus Dortmund | 0231 502 72 22
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